Kapitel 6

Die Schule in Fiersbach

 

Mit der Kirchen- und Schulordnung des Grafen Heinrich IV von Sayn aus dem Jahre 1589 wurde befohlen, dass bei jeder Kirche eine Schule eingerichtet werden sollte. Tatsächlich sind auch damals Kirchspielschulen eingerichtet worden. In Mehren lässt sich schon 1606 ein Schulmeister nachweisen.

 

 

Diese Schulen wurden aber meist nur von einigen Kindern aus den nächst gelegenen Dörfern besucht. Für die anderen waren die Wege zu weit und schließlich wurden die Kinder auch für die verschiedensten Arbeiten gebraucht. Lesen und Schreiben hielt man zu jener Zeit ohnehin für überflüssig. Erst gegen Ende des 17. Anfang des 18. Jahrhunderts wurden auf Drängen der Obrigkeit und durch die Androhung von empfindlichen Strafen die Kinder öfter zur Schule geschickt. Damit die Wege nicht zu weit waren, wurden in den Dörfern eigene Schulen eingerichtet. Das heißt, es entstanden die sogenannten Dingschulen. Dabei wurde ein Lehrer mit einem Vertrag, meist ein Jahr, gedingt (angestellt), der die Kinder im Dorf unterrichtete.

 

 

Schule wurde bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts nur im Winter gehalten, denn im Sommer benötigte man die Kinder für die Feldarbeit oder sie mussten daheim die jüngeren Geschwister versorgen.

 

 

Fiersbach hatte zunächst keine eigene Schule eingerichtet. Wie wir aus einem Bericht über den Schulbesuch von 1788 erfahren gingen die Fiersbacher Kinder zur Kirchspielschule in Mehren. Allerdings haben damals von den 9 KINDER AUS DEM Dorf; die dort zur Schule gehen sollten, nur die Kinder des Wilhelm Hottgenroth und des Haubrich Weller regelmäßig am Unterricht teil genommen. Im Einzelnen heißt es in der Aufstellung:

 

Fiersbach

 

Johannes Wilhelm Eckenbach                1Kind                                     ist etliche Wochen außhlieben

 

Johann Ludwig Crämer                              1 Kind                                    ist den Winter nicht kommen

 

Wilhelm Hottgenroth                                  1 Kind                                    ist kommen

 

Ludwig Schneider                                       1 Kind                                    ist kommen, ist etliche Wochen

                                                                                                                      Zurückblieben, hat vorgegeben,

                                                                                                                      er war krank gewesen

 

Johannes Gerhard Dickten                       1 Kind                                    ist etliche Wochen außhlieben

 

Theis Werkhäuusers Wittib                       1 Kind                                    ist etliche Wochen außhlieben.

 

Peter Brumbachs Wittib                             1 Kind                                    ist etliche Wochen außhlieben

 

Hauprich Weller                                          2 Kinder                                sind allzeit kommen. Einer aber

                                                                                                                      Ist krank gewesen, ist dadurch eine

                                                                                                                      Zeitlang zu haus blieben.

 

Von einem Kind des verlaufenden (verschwundenen) Crolius aus Forstmehren ist Anton Klein aus Fiersbach Vormund gewesen. Er hat das Kind auch nicht zu Schule geschickt.

 

Als die Eltern nach dem Grund des Fernbleibens ihrer Kinder befragt werden, geben diese folgende Gründe dafür an.

 

Johannes Wilhelm Eckenbach hat gesagt, seine Tochter wäre krank gewesen.

 

Johann Ludwig Krämer hat vorgegeben, seine Tochter wäre den ganzen Winter über krank gewesen.

 

Peter Brumbachs Wittib hat vorgegeben, ihr Sohn hätte es in den Beinen könnte nicht gehen.

 

Hauprich Weller hat vorgegeben sein Sohn wäre krank gewesen.

Vom verlaufenen Crollius in Forstmehren ist ein Tochter, worüber Anton Klein Vormund ist, hat vorgegeben er hätte es den Winter nur 8 Tage bei sich gehabt, wäre es auch krank gewesen, sonsten wäre es vermietet gewesen.

 

 

 

 

Haus Lindscheid erbaut 1832 1891 für 1500 Mark erworben

Foto Robert Burckhardt 1957

 

 

Die  Entschuldigungen erschienen nicht unbedingt glaubhaft. Sicher besonders interessiert an einer Ausbildung war man damals nicht, man hatte andere Sorgen, aber ganz davon ab der Gang zur Schule war im Winter doch sehr beschwerlich. In anderen Gemeinden gaben die Eltern oft an, dass sie keine Kleidung oder Schuhe für die Kinder hatten. Am Beispiel der Tochter des verschwundenen Grolius, hier Crollius geschrieben, kann man aber auch sehen, wie man mit den Waisen oder Mündeln umging. Sie wurden einfach vermietet, dass heißt, man gab sie für einen geringen Lohn zuanderen Bauern ab.

 

 

Gegen Ende des 18. Anfang des 19. Jahrhunderts hat man in Fiersbach dann eine eigene Schule eingerichtet. Man dingte einen Lehrer, der die Kinder des Dorfes in einem angemieteten Raum unterrichtete. 1843 wird von der Schule in Fiersbach nach einer Schulvisitation im Protokoll niedergeschrieben.

 

 

Fiersbach wo Pfaffenseifer Lehrer ist, hat 28 Kinder und der Zustand der Schule ist der in Kircheib gleich.

 

 

Von der Schule in Kircheib heißt es im gleichen Bericht:

 

 

..der Lehrer ist fleißig und gut unterrichtet. Allein die Armut derSchulpflichtigen veranlasst viele Versäumnisse, dass der Zustand der Schule dadurch schlecht ist. Gesang und etwas Rechtschreiben sind befriedigend, allein Rechnen, Schönschreiben und biblische Geschichte schlecht.

 

 

 

Aus diesen Anmerkungen ist zu entnehmen, dass in Fiersbach eine gute Lehrkraft unterrichtete. Der Lehrer Pfaffenseifer war im Jahr 1843 26 Jahre alt und war schon 11 Jahre Lehrer davon war er 9 Jahre in Fiersbach tätig. Er hatte einen Dingvertrag auf unbestimmte Zeit, war also nicht, wie in den meisten anderen Gemeinden nur für ein Jahr gedingt. Er erhielt einen festen Lohn und wurde nicht mit dem Wandeltisch versorgt. Auch hatte er eine eigene Wohnung. Das Schulzimmer war angemietet und war ausreichend groß, hatte Tische und Bänke und eine kleine Wandtafel. Der Schulbesuch wurde als gut bezeichnet.

 

 

1847 beschließt der Gemeinderat von Fiersbach sich an dem Schulausbau in Maulsbach zu beteiligen. Es entsteht die neue Schulgemeinde Hirzbach, Maulsbach und Fiersbach. Der Schulhausbau wurde dem Bauunternehmer Hottgenroth aus Fiersbach übertragen.

 

 

 

Der alte Tanzsaal in Fiersbach wurde auch von den umliegenden Dörfern viel genutzt

 

 

 

 

Die Reste des alten Tanzsaals nach dem Abbruch 1982

 

 

 

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