Kapitel 7

Kriege und Kriegszeiten

 

Wo auch immer im alten Reich Krieg geführt wurde, der Westerwald war fast immer mit davon betroffen. Er war Durchzugsgebiet aller Truppenarten. Besonders hart bekamen dies jedes Mal die Dörfer und Flecken zu spüren, die in der näheren Umgebung der alten Heerstraße, der heutigen Bundesstraße 8, lagen. Gleich ob es Freund oder Feind war, die Soldaten holten sich in den Dörfern, was sie eben nötig hatten. Waren es Nahrungsmittel, Kleidung, Futter, Vieh oder Pferde, alles wurde ohne Bezahlung oder Gegenleistung weggenommen. Oft flüchteten die Bauern, falls sie früh genug von der Ankunft von irgendwelchen Trupps erfuhren, in den Wald und versteckten ihr Vieh. Nur dies war nicht immer möglich. Manchmal quartierten sich auch ganze Truppenteile in den Dörfern ein und nahmen ihr Winterquartier dort ein. Das war für die Bewohner eine kaum zu beschreibende Belastung. Das Wenige, was sie an Vorräten besaßen mussten sie mit den Einquartierten teilen oder es wurde ihnen sogar ganz weggenommen.

 

Wie es in Fiersbach in solchen Kriegszeiten aussah, lässt sich vielleicht aus einigen Beispielen ausmachen, die aus alten Schadensmeldungen oder Rechnungen zu entnehmen sind.

 

Im 30 jährigen Krieg war es der Überlieferung nach besonders schlimm. In Kirchspiel Mehren hatte 1625 z.B. für acht Tage eine Kompanie eines Rittmeisters Konings einquartiert. In den acht Tagen verursachte die Truppe einen Schaden von 1567 Gulden. Die Soldaten hatten allein 9 Pferde mitgenommen und für 165 Gulden Wein getrunken. In Fiersbach waren damals keine Soldaten einquartiert. Sie waren auf die Dörfer Rettersen, Ersfeld, Adorf, Kraam und Mehren verteilt worden. Trotzdem musste zum Unterhalt der Truppe beigetragen werden. Dem Theis aus Dickten wurde damals auch ein Pferd abgenommen. Einzelne Nachrichten aus der Zeit über Ereignisse in Fiersbach wurden bisher nicht gefunden aber man kann davon ausgehen, dass auch hier öfter geplündert wurde und die Soldaten die Bewohner drangsaliert haben. Wie sehr der Krieg sich damals in unserer Region ausgewirkt hat, ist schon allein daraus zu entnehmen, dass es seit dem 30 jährigen Krieg hier kaum noch Pferde gab. Die Feldbestellung wurde nur noch mit Ochsen und Zugkühen vorgenommen.

 

Aus den Französischen Revolutionskriegen sind uns ein paar Einzelnachrichten von Fiersbach überliefert. 1790 waren Teile der Kaiserliche Armee hier durchgezogen. Eine Division Uhlanen hatte am 13. November im Kirchspiel Quartier bezogen. In Fiersbach blieben 33 Mann, ein Weib, wie es wörtlich heißt, mit 35 Pferden über nacht. Sie waren bei den nachfolgenden Familien einquartiert:

 

Johann Ziehles Becker                              4 Soldaten                            5 Pferde

Peter Becker                                             5          „                              5          „

Johann Heinrich Becker                          5          „                               5          „

Wilhelm Eckenbach                                5          „                               5          „

Johann Ludwig Krämer                         3          „                               3          „

Ludwig Sälzer                                       4          „                               4          „

Ludwig Schneider                                 3          „                               3          „

Wilhelm Hottgenroth                            1          „                                2          „

Johann Theis Becker                             1          „                                1          „

Christ Bayen Wittib                             2          „                                2          „                       1 Weib

 

 

Als sich die Französische Armee im September / Oktober 1795 auf dem Rückzug befand, war die Plünderei besonders arg. Herrenlose Haufen raubten in den Dörfern was eben zu transportieren war. Vor allem aber stahlen sie das Vieh. In Fiersbach wurden ohne die nicht registrierten Nahrungsmitteln und Gegenstände 10 Ochsen und eine Kuh geraubt.

 

Dabei wurde verloren: Wilhelm Hottgenroth 1 Ochsen, Johannes Theis Becker 1 Ochsen, Johannes Wilhelm Eckenbach und Ludwig Weller 2 Ochsen, Ludwig Krämer 1 Ochsen, Zilles Becker 1 Ochsen und Ludwig Schneider 4 Ochsen und eine Kuh.

 

Der Gasthof Salterberg vor seiner Zerstörung

 

Die Bevölkerung war in den Kriegsjahren der französischen Revulationskriegen, dass der Landesherr, das war damals der preußische König, sie mit 4000 Gulden unterstützte. 1798 wurde dieser Vorschuß wieder eingefordert. Allein viele waren gar nicht in der Lage ihren Anteil zurück zu zahlen. Auch in Fiersbach konnten einige nicht zahlen. Sie hatten sich, wie alle, mit ihrem ganzen Vermögen als Sicherheit gerichtlich verbürgt und versprochen den erhaltenen Vorschuß wieder zurück zu geben. Gerhard Dickten bzw. seine Witwe sollte 10 Gulden zahlen von ihr heißt es, - eine Witwe, die sehr arm ist –  Hauprich Weller hatte 15 Gulden erhalten. Bei ihm steht der Vermerk – ein armer Mann – Gerhard Krämers Umstände, der 10 Gulden schuldete, werden als gar gering bezeichnet. Bei Brombachs Witwe steht nur bettelarm, sie sollte 10 Gulden zahlen.

 

Auch in den lezten beiden Weltkriegen blieb Fiersbach von den Kriegsleiden nicht verschont. Im Krieg von 1914 – 1918 waren 28 Fiersbacher im Feld. 6 Männer kehrten nicht zurück. Sie waren gefallen oder wurden vermisst. 23 junge Männer aus Fiersbach waren im zweiten Weltkrieg Soldat. Von ihnen kehrten nur 15 zurück. Aber nicht nur auf dem Schlachtfeld auch in Fiersbach selbst verbreitete der Krieg Tod und Zerstörung. Am 15. März 1945 wurde die Gastwirtschaft Salterberg durch Bomben zerstört. Vier Soldaten verloren dabei ihr Leben. Am 25. März des gleichen Jahres wurden beim Einmarsch der Amerikaner, die von Norden durch den Wald zum Kriegershof kamen, bei den Kämpfen die Hälfte der Häuser in Brand geschossen.

 

Gott sei Dank, herrscht jetzt seit über 50 Jahre Friede. Wir sollten uns aber an die Kriegszeiten mit all ihrem Elend erinnern, damit wir den Frieden mehr schätzen lernen.

 

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